Geld spielt keine Rolex – Der Fall Chebli

Geld spielt keine Rolex, wie eine Uhr zum Politikum wurde. Wir nehmen den Fall Chebli unter die Lupe.

Ein mittlerweile 4 Jahre altes Bild der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli sorgte die letzten Tage in den sozialen Medien für Furore. Die SPD-Politikerin ist auf der Aufnahme aus dem Jahr 2014 mit einer Armbanduhr der Schweizer Edelmarke Rolex abgebildet. Es entstand, nachdem sie zur Vize-Sprecherin des Auswärtigen Amtes ernannt wurde. Heute ist Chebli Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales.

User hatten die Uhr auf dem Bild identifiziert und kommentierten mit einer Fotomontage: „Alles was man zum Zustand der deutschen Sozialdemokratie 2018 wissen muss.“ Es folgt ein Shitstorm. Auf Twitter diskutierten die Unterstützer wie Kritiker mit den Hashtags #Uhrengate #Rolex. Es handelt sich übrigens bei der Rolex um eine Datejust, welche etwa 7300 Euro kostet. Vorrausgesetzt natürlich, dass sie echt ist. Auf der Straße antwortet ein von NTV befragter Renter, dass das nicht sein muss, da man mit diesem Geld arme Menschen unterstützen könne.

Chelbi verteidigt sich gegen die Vorwürfe und antwortete mit einem Tweet: „Wer von Euch Hatern hat mit 12 Geschwistern in 2 Zimmern gewohnt, auf dem Boden geschlafen & gegessen, am Wochenende Holz gehackt, weil Kohle zu teuer war? Wer musste Monate für Holzbuntstifte warten? Mir sagt keiner, was Armut ist. #Rolex“. Darauf driftete die Diskussion ab – warum bei Männern derartige Statussymbole angeblich nie kritisiert würden.

Der Shitstorm wurde schnell so groß, dass sich Chebli dazu entschied, ihr Profil ersteinmal zu deaktivieren, da es „zu einem Tummelplatz für Leute, die sich auskotzen wollen“ geworden sei.

Was die Beurteilung dessen angeht, ist eigentlich nicht viel zu sagen. Vermehrt wurde betont, es sei Cheblis Privatvermögen – mit dem sie ergo tun und lassen könne, was sie wolle. Ähnlich äußerten sich auch Politiker anderer Parteien, so zum Beispiel Christian Lindner.

Doch die Geschichte geht noch weiter. Nun wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Die Grünen-Politikerin Künast lenkt den Fokus auf ein Bild der AfD-Fraktionschefin Weidel, welches diese ebenfalls mit einer Rolex Uhr zeigt. Dazu schrieb sie: „Ahhh. Wird sie (Weidel) jetzt sofort entmachtet?“ Doch eigentlich ist es in diesem Fall genau das gleiche – ob Chebli oder Weidel, ob SPD oder AfD – wofür nun ein Politiker (oder eine Privatperson) sein privates (!) Geld ausgibt, sollte jedem völlig egal sein.

Wer jetzt denkt, es wäre zu Ende, dies ist es leider nicht. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde Angela Merkel mit ihrer 68 Euro Uhr als Vorbild vorgeführt. Haben wir keine anderen Probleme als über die Uhren der Politiker zu diskutieren? Soll nach sozialistischem Ideal eine Einheitsuhr für alle eingeführt werden?

Diese Diskussion ist das wahre Problem der Sozialdemokratie. Denn wer eine Armutsdiskussion über eine private Uhr einer Staatssekretärin anzettelt, der hat wohl kein Interesse an einer sachlichen und problemorientierten Lösung der sozialen Probleme in Deutschland.

Über Tim Senger

Tim ist Leiter und Chefredakteur von E4SY. 2013 ist er das erste Mal jour­na­lis­tisch für ein Spielemagazin aktiv geworden. Momentan absolviert er zudem ein duales Studium im Bereich Wirtschaft.

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