Pechtropfenexperiment – der längste Laborversuch der Welt

Seit 87 Jahren testet man an einer australischen Universität die Zähflüssigkeit von Pech. Mittlerweile hat bereits der neunte Tropfen den Boden berührt.

Pech, ein Abfallprodukt der Erdöl- und Kohleverarbeitung, ist ein superzäher Feststoff. Um dessen genaues Tropfverhalten und die Viskosität zu ermitteln, gibt es im australischen Brisbane ein kurioses Experiment.

Rekorde erfordern Geduld

Als der Physiker Thomas Parnell im Jahre 1927 sein Pechtropfenexperiment an der Universität von Queensland vorbereitete, muss er sich bereits der Langwierigkeit dieses Laborversuches bewusst gewesen sein, schließlich ließ er dem Pech alleine drei Jahre Zeit sich zu setzen, bevor er den Trichter mit dem augenscheinlichen Feststoff öffnete. Es dauerte weitere 8 Jahre bis dann der erste Tropfen endlich zu Boden gefallen war. Über die Jahre hinweg haben es mittlerweile neun Tropfen bis zum Boden des Versuchsbehälters geschafft, wobei die Abstände zwischen den einzelnen Tropfen mit der Zeit abgenommen haben. Dies ist auf stetige Veränderungen der klimatischen Bedingungen zurückzuführen, insbesondere seit der Versuchsaufbau einen Platz im klimatisierten Foyer eines der Universitätsgebäude gefunden hat. Der mittlerweile ebenfalls verstorbene John Mainstone, der das Experiment seit dem Tod vom Thomas Parnell fortführte, hat sich jedoch gegen ein Trennen der einzelnen, immer größeren werdenden Tropfen voneinander und somit gegen ein Eingreifen in das Experiment entschieden. Seit der Aufnahme ins Guinness-Buch der Rrekorde im Jahre 2003 gilt das Experiment offiziell als das „am längsten andauernde Laborexperiment“ der Welt. Des Weiteren wurden Thomas Parnell und John Mainstone 2005 mit dem satirischen Ig-Nobelpreis, dem Anti-Nobelpreis der Wissenschaft, gewürdigt.

Seltene Filmaufnahmen

Trotz der langen Dauer des Experiments konnte erst beim Fallen des neunten Tropfens im April 2014 eine Aufnahme dieses Vorgangs gemacht werden, der nach Jahren der Wartezeit in wenigen Millisekunden vonstatten geht. Bei einem ähnlichen Experiment des Trinity College in Dublin von 1944 konnte dieser Moment bereits ein Jahr zuvor eingefangen werden. Auch beim vorherigen Tropfen 2000 war schon eine Kamera auf das Geschehen gerichtet, jedoch versagte ausgerechnet in diesem magischen Moment die Technik. Wer besonders viel Langeweile verspürt, hat die Möglichkeit das Experiment live per Webcam zu verfolgen.

Thomas Parnell, der Begründer des kuriosen Experiments. Quelle: Wikimedia
Thomas Parnell, der Begründer des kuriosen Experiments.
Quelle: Wikimedia

The University of Queensland Archives, Thomas Parnell c.1920, CC BY 4.0

Über Andreas Dost

Andreas ist Redakteur und Korrektor bei E4SY. Er ist derzeit 17 Jahre alt und Schüler. Seine Hobbys sind Mountainbiking, Bergsport, Gaming und Fremdsprachen.

Auch ansehen

Gewindeherstellung leicht gemacht

Die Gewindeherstellung kann mit den richtigen Werkzeugen und dem entsprechenden Know-how leicht gemacht werden. Es …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert