Fußball Saison 2022/2023: Der Untergang der Fankultur?

In der Saison 2022/2023 durfte der Fußball wieder neue Geschichte schreiben. Am 10.06.2023 hat Manchester nach vielen Jahren als Favorit uns etlichen Versuchen die Champions League gewonnen. Die Woche zuvor gelang es RB Leipzig den DFB Pokal zu verteidigen.

Mit dem Gewinn der Champions League vergangene Woche konnte erstmals ein Verein die begehrte Trophäe gewinnen, der sich hauptsächlich im Besitz eines Emirates befindet. Zeitgleich gelang, dem von Red Bull gesponsertem Verein, RB Leipzig die Titelverteidigung des DFB-Pokals. Damit gelang es in beiden Wettbewerben einen Verein den Wettbewerb zu gewinnen, die sich weit weg von dem ursprünglichen Gedanken von Verein & Sport entfernt haben.

Die Konstrukte Manchester City & RB Leipzig

Manchester City ist ein renommierter Fußballverein mit Sitz in Manchester, England. Der Verein wurde 1880 gegründet und hat seitdem eine reiche Geschichte und eine beeindruckende Erfolgsbilanz aufgebaut. Die City Football Group hält alle Anteile an Manchester City. Dabei hält die Abu Dhabi United Group Investment & Development Limited 86,21 Prozent der Gesellschaft. In den letzten Jahren hat Manchester City eine bemerkenswerte Dominanz im englischen Fußball gezeigt. Unter der Führung von Trainer Pep Guardiola hat der Verein zahlreiche Titel gewonnen und einen spektakulären Fußballstil entwickelt. Sie spielen einen schnellen und kreativen Angriffsfußball, der von Spielern wie Kevin De Bruyne, Raheem Sterling und Phil Foden geprägt wird. Manchester City hat mehrere Premier-League-Titel gewonnen, darunter auch aufeinanderfolgende Meisterschaften in den Spielzeiten 2017/18, 2018/19 und 2020/21. Darüber hinaus haben sie den FA Cup, den League Cup und den Community Shield gewonnen. Nach vielen Versuchen konnte Manchester City nun ebenso endlich die langersehnte Champions League gewinnen.

Einen solchen Trophäenschrank möchte der RasenBallsport Leipzig e. V. erst noch aufbauen. Der Verein wurde im Jahr 2009 gegründet und hat seitdem eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. RB Leipzig ist dafür bekannt, dass er schnell durch die Ligen aufgestiegen ist und mittlerweile zu den Top-Teams der Bundesliga gehört. Der Verein wurde von Red Bull gegründet und hat dadurch erhebliche finanzielle Investitionen erhalten, um eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen. Unter der Leitung verschiedener Trainer hat RB Leipzig eine Spielweise entwickelt, die auf schnellem, direktem Angriffsfußball basiert. Der Verein verfügt über talentierte Spieler wie Emil Forsberg, Dani Olmo und Christopher Nkunku, die für ihre technische Finesse und Torgefahr bekannt sind. Leipzig hat in kurzer Zeit beeindruckende Erfolge erzielt. Sie haben sich mehrmals für die UEFA Champions League qualifiziert und konnten in den letzten zwei Spielzeiten den DFB-Pokal gewinnen. Der Verein hat auch den DFB-Pokal erreicht und in der Bundesliga regelmäßig um die Spitzenplätze gekämpft.

Wo bleiben die Fans?

Traditionelle Fußballvereine haben eine starke Mitgliederbasis, die die Identität des Vereins definiert und eine breite Fanbasis bildet. Die Entscheidungen des Vereins können von den Mitgliedern beeinflusst werden und sie haben ein Mitspracherecht. Diese demokratische Struktur fördert den Zusammenhalt und die Bindung zwischen Verein und Fans. Im Gegensatz dazu sind Manchester City und RB Leipzig, wie viele andere Vereine, die von Investoren geführt werden, von oben nach unten organisiert. Ohne eine große Anzahl von Anhängern werden Entscheidungen hauptsächlich von Eigentümern oder Investoren getroffen. Die Identität dieser Vereine ist oft eng mit den Investoren verbunden, was zu einer gewissen Entfremdung der Fans führen kann.

Eine Folge davon ist die potenzielle Verdrängung der lokalen Fußballkultur. Traditionelle Vereine haben oft eine lange Geschichte und haben sich über Jahrzehnte entwickelt. Diese Gruppen sind ein wichtiger Teil der Gemeinschaft und haben einen erheblichen Einfluss auf die Kultur und Identität der Gemeinde. Durch den Aufstieg von Finanzinvestoren wie Manchester City und RB Leipzig könnte die Vielfalt der Fußballkultur schwinden. Finanzielle Fairness im Fußball ist ein weiterer Aspekt. Vereine wie Manchester City und RB Leipzig haben die Mittel, um erstklassige Spieler und Trainer zu verpflichten, was es für herkömmliche Vereine schwierig macht, mitzuhalten. Die Kluft zwischen finanzstarken und finanzschwachen Vereinen könnte sich weiter vergrößern, was zu einem Wettbewerbsungleichgewicht führen könnte.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Entwicklung nicht nur negative Auswirkungen hat. Investoren können innovative Ideen einbringen und den Sport weiterentwickeln. Sie haben das Potenzial, den Vereinen finanzielle Stabilität zu verleihen und gleichzeitig ihre internationale Anerkennung zu erhöhen. Trotzdem sollten wir die langfristigen Auswirkungen berücksichtigen.

50+1

Fußball Regelung in Deutschland

Im deutschen Fußball gibt es für die Verhinderung der Übernahme eines Vereines durch einen Investor, die sogenannte „50+1“ Regelung.  Diese Regel stellt im deutschen Profifußball sicher, dass die Mehrheit der Stimmrechte bei den Mitgliedern des Vereins bleibt. Sie soll den Einfluss externer Investoren und potenziellen Kontrollverlust über den Verein verhindern. Grundsätzlich besagt die 50+1-Regelung, dass der eingetragene Verein die Mehrheit der Stimmrechte an der Kapitalgesellschaft halten muss, die den professionellen Fußballbetrieb des Vereins organisiert. Konkret bedeutet dies, dass mindestens 50 Prozent plus eine Stimme der Stimmrechte bei der Kapitalgesellschaft dem Verein gehören müssen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Mitglieder des Vereins das letzte Wort bei wichtigen Entscheidungen haben.

Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regelung. Wenn ein Investor den Verein über einen längeren Zeitraum finanziell unterstützt und erheblich in den Verein investiert hat, kann er eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Diese Ausnahmeregelung ermöglicht es dem Investor, die Mehrheit der Stimmrechte zu erwerben und eine größere Kontrolle über den Verein auszuüben. Eine bekannte Ausnahme diese Regelung stellt u.a. RB Leipzig dar.

Die Anwendung der 50+1-Regelung hat in der Vergangenheit zu einigen Diskussionen und Kontroversen geführt. Einige Kritiker argumentieren, dass sie es deutschen Vereinen schwer macht, mit finanzstärkeren internationalen Clubs zu konkurrieren, da diese oft von reichen Investoren unterstützt werden. Befürworter der Regelung hingegen sehen sie als wichtigen Schutz für die Identität und die Interessen der Vereinsmitglieder. Schon 2021 argumentierte der Vertreter des Bündnis ProFans Jörn Brauer: „Die 50+1-Regel ist die letzte Bastion, die die demokratischen Mitbestimmungsrechte der Vereinsmitglieder bewahrt und die verhindert, dass allein die wirtschaftlichen Interessen von Investoren über das Schicksal der Lizenzmannschaften entscheiden“.

Das Investorenland England

Im englischen Fußball gibt es keine 50+1-Regel, da das Organisationsmodell des Fußballs in England von dem in Deutschland abweicht. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die meisten Profivereine als eingetragene Vereine organisiert sind, sind die meisten englischen Vereine als Kapitalgesellschaften strukturiert. Die englischen Fußballvereine können als private Unternehmen betrieben werden, bei denen die Mehrheit der Stimmrechte und die Kontrolle über den Verein bei den Eigentümern liegen. Es gibt keine spezifische Regelung, die den Einfluss externer Investoren beschränkt oder den Mitgliedern des Vereins eine bestimmte Kontrolle garantiert.

Die englische Fußballlandschaft hat sich historisch gesehen auf eine marktbasierte Herangehensweise an den Profifußball konzentriert. Das bedeutet, dass Investoren und Eigentümer in der Lage sind, Anteile an einem Verein zu erwerben und den Verein nach ihren Vorstellungen zu führen. Dies hat dazu geführt, dass einige englische Vereine von reichen Investoren oder Investorengruppen übernommen wurden. Die Abwesenheit einer 50+1-Regelung im englischen Fußball hat zu einer erheblichen finanziellen Ungleichheit zwischen den Vereinen geführt. Einige Clubs haben von großem finanziellen Rückhalt profitiert, während andere Vereine Schwierigkeiten hatten, mit den finanziellen Ressourcen der Spitzenclubs mitzuhalten.

Wie geht es weiter mit dem Fußball?

Es ist unbestreitbar, dass die finanzielle Unterstützung und die Investitionen von Vereinen wie Manchester City oder Paris Saint-Germain es ihnen ermöglichen, eine Vielzahl von erstklassigen Spielern zu verpflichten und internationale Wettbewerbe zu dominieren. Die Kluft zwischen finanzstarken und finanzschwachen Vereinen scheint sich zu vergrößern, und deutsche Vereine könnten in diesem Ungleichgewicht untergehen.

Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass Fußball mehr als nur Geld und internationale Titel ist. Deutschland hat eine reiche Fußballtradition und eine weltweit bewunderte Fankultur. Der deutsche Fußball ist durch seine leidenschaftlichen Fans, die Stimmung in den Stadien, die Vereinsverbundenheit und das demokratische Modell mit der 50+1-Regel gekennzeichnet. Es ist wichtig, dass diese Fankultur und Tradition nicht ignoriert werden, nur um den europäischen Erfolg zu erreichen. Die Besonderheit des deutschen Fußballs liegt in der Fanbasis und der Identität der Vereine.

Obwohl bedeutende Wettbewerbe in Europa prestigeträchtig sind, ist es von Bedeutung, den Schwerpunkt auf den Erhalt und die Förderung der Fankultur in Deutschland zu legen. Der deutsche Fußball basiert auf der kontinuierlichen Unterstützung der Fans, dem Engagement der Mitglieder und der Begeisterung für den Fußball. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass deutsche Fußballteams in Zukunft nicht immer in der Lage sein werden, den bedeutenden europäischen Titeln teilzunehmen. Die einzigartige Fankultur sollte gefeiert und geschützt werden, nicht als Scheitern. Der deutsche Fußball hat eine eigene Faszination und Bedeutung, die über den internationalen Erfolg hinausgeht.

Die deutschen Vereine sollten ihre eigene Identität beibehalten und weiterhin auf ihre Fans und die lokalen Gemeinschaften setzen. Diese Methode wird sicherstellen, dass der deutsche Fußball eine lebendige und starke Kultur aufbaut, die auf den Werten des Sports und der Gemeinschaft basiert. Schließlich macht die Fankultur und die starke Verbindung zwischen Verein und Fans den deutschen Fußball zu etwas Besonderem.

Die Einzigartigkeit des Deutschen Fußballs

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die deutschen Fußballmannschaften das Prinzip der 50+1-Regel beibehalten und nicht dem Modell von RB Leipzig und Manchester City folgen. Diese Regel ermöglicht es den Vereinen, unabhängig zu bleiben und die Kontrolle über ihren eigenen Verein und ihre Identität zu behalten. Sie stärkt die Verbindung zwischen Verein und Fans und fördert die Demokratie im Fußball. Die Mitbestimmung bei wichtigen Entscheidungen und das demokratische Mitspracherecht der Mitglieder sorgen für Transparenz und schaffen eine solide Basis für die Vereine, um ihre Traditionen und Werte zu bewahren. Durch die Einhaltung des 50+1-Modells können deutsche Fußballvereine ihre einzigartige Fankultur bewahren und ihre Bedürfnisse priorisieren.

Über Adrian Gädigk

Adrian ist 24 Jahre alt und ein Redakteur bei E4SY. Er hat im Jahr 2017 sein Abitur gemacht und im Juli 2021 seinen Bachelor in "Public Management" absolviert. Seitdem studiert er "Public Management & Governance" im Masterstudium und arbeitet zusätzlich seit November 2022 beim Land Schleswig-Holstein im Digitalisierungsbereich. Seine Freizeit verbringt er mit Fußball und anderen Sportarten. Des Weiteren hegt er Interesse am Gamingmarkt und beschäftigt sich privat mit Bild- und Videobearbeitung.

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