Griechenland: Athen hofft auf weniger Flüchtlinge

Mazedonien lässt mittlerweile deutlich weniger Flüchtlinge aus Griechenland einreisen.
Die Regierung in Athen baut in Eile Unterkünfte, wartet auf Notfallhilfe der EU und setzt darauf, dass geschlossene Grenzen im Norden die Menschen von der gefährlichen Überfahrt nach Griechenland abhalten.

Essensausgabe im Camp am griechisch-mazedonischen Grenzübergang Idomeni. Die Flüchtlinge, die hier anstehen, darunter viele Kinder und alte Menschen, müssen lange warten, bis sie ihre Ration bekommen. In den vergangenen Tagen sind Tausende Flüchtlinge neu im Camp angekommen, viele von ihnen nahmen die lange Reise zu Fuß auf sich.

Die mazedonische Grenze ist verschlossen, nur noch wenige Busse fahren in Richtung Norden, nur noch einige hundert Menschen können die Grenze täglich passieren. Ein syrischer Mann aus Aleppo gab an, noch 7000 Menschen abwarten zu müssen, damit er die Grenze überschreiten könne. Große Mängel gibt es auch in den Camps, in welchen die Bedingungen sehr schlecht seien sollen.

Trecks in Richtung Norden

Auf den Straßen Richtung mazedonischer Grenze sind Flüchtlinge in Trecks unterwegs, Samstagabend waren von den griechischen Inseln aus 1200 Flüchtlinge im Hafen von Piräus eingetroffen. Tausende Menschen harren auf dem Hafengelände aus, andere wurden von den Behörden in verschiedene Camps in Athen gebracht; viele Flüchtlinge sammeln sich auf dem Victoriaplatz nahe der Athener Innenstadt.

Rund um den Viktoriaplatz sind auch Schlepper aktiv, die den Menschen anbieten, sie auf anderen Wegen als auf der klassischen Balkanroute nach Nordeuropa zu bringen, etwa mit Fähren nach Italien. Die Preise pro Person sollen zwischen 2500 und 3000 Euro liegen.

Geschlossene Grenzen zur Abschreckung

22.000 Flüchtlinge würden sich derzeit in Griechenland befinden, sagte der Vizeminister für Migration, Ioannis Mouzalas, im griechischen Privatfernsehen. Seine Prognose über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen: „Wir rechnen damit, dass innerhalb des nächsten Monats zwischen 50 und 70.000 Flüchtlinge im Land sein werden. Wenn sich die Lage weiter so entwickelt, sind sie hier eingesperrt. Andererseits: Wenn die Grenzen geschlossen sind, wird der Zustrom nach und nach kleiner werden.“

Die Logik dahinter ist Abschreckung: Wenn sich unter den Flüchtlingen herumspreche, dass die Grenzen Richtung Norden dicht sind, würden viel weniger Menschen die gefährliche Fahrt von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln wagen. Mouzalas zählt auch auf den jetzt beginnenden NATO-Einsatz in der Ägäis, der die Schlepper bekämpfen soll.

Notfallplan an die EU gesandt

Im Norden Griechenlands schaffen die Behörden im Eiltempo neue Plätze für Flüchtlinge. Erst vor einigen Tagen öffnete ein neues Camp in Diavata bei Thessaloniki. Gemeinden auf der Strecke Richtung mazedonischer Grenze stellen Turnhallen zur Verfügung, um die Menschen unterzubringen.

In dieser angespannten Situation hat die Regierung Kontakt zur EU-Kommission aufgenommen, um mehr Unterstützung anzufordern, so Migrationsminister Mouzalas: „Wir haben einen Notfallplan aufgestellt und nach Brüssel geschickt, der jetzt leider noch umgesetzt werden muss. Wir haben den Bedarf in Sachleistungen, Geld und Personal quantifiziert.“

Die EU-Kommission hat bestätigt, dass Griechenland zusätzlichen Bedarf angemeldet hat. Um Zeit zu gewinnen, halten die griechischen Behörden Fähren mit Flüchtlingen in den Häfen der Ägäisinseln fest. Auf Lesbos, Chios, Kos und anderen Inseln sind in den vergangenen Tagen im Durchschnitt 2000 Flüchtlinge neu angekommen.

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