Rezension: Wer hat Angst vorm BND? von Gerhard Schindler

Freiheit oder Sicherheit? Kriege, Konflikte, Terrorismus, Cyberangriffe, zunehmende Bedrohungen – die Welt wird immer unsicherer. Doch eine Debatte darüber, wie unsere Sicherheitsbehörden dem begegnen können, hat bis heute nicht stattgefunden. Gerhard Schindler, von 2012 bis 2016 Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), fordert eine breite öffentliche Diskussion darüber, was die Sicherheitsdienste dürfen sollen. Wie gut sein Buch ist, dass erfahrt ihr hier.

Gerhard Schindler ist Volljurist und hat für den Bundgrenzschutz, das Bundeministerium des Inneren und den Verfassungsschutz gearbeitet, bevor er Ministerialdirektor für Öffentliche Sicherheit wurde. Somit war er für die Fachaufsicht über das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig. Von Januar 2012 bis Juni 2016 war Schindler Präsident des Bundesnachrichtendienstes. Als erster BND-Chef lud er in einer Transparenzoffensive regelmäßig Journalisten zum Gespräch ein und ließ die Decknamen von BND-Standorten wie: „Fernmeldeweitverkehrsstelle der Bundeswehr“ oder „Ionosphäreninstitut“ gegen Klarnamen austauschen. Gerhard Schindler ist Mitglied der FDP und gilt als Fachmann für kriminelle und terroristische Netzwerke, IT-Sicherheit und Computerkriminalität.

Das Buch hat einen sehr schönen und flüssigen Schreibstil. Es gibt einen tollen Überblick über die Architektur der Sicherheitsbehörden. Probleme werden offen angesprochen, ohne alles schlecht zu reden und als wirkungslos darzustellen, aber auch ohne alles in den Himmel zu loben. Er zeigt eindrucksvoll, dass die internationalen Krisenbewältigungsmechanismen Herausforderungen nicht mehr gewachsen sind. Insbesondere Deutschland als einer der führenden und damit verantwortlichen Nationen der westlichen Wertegemeinschaft zeigt sich hier mit seinen politischen, juristischen und medialen Eliten in erschreckender Weise realitätsfern und beratungsresistent: Vermeidung „unschöner Bilder“ hat Priorität vor geeignetem nachhaltigem Krisenmanagement. Der Autor spart nicht mit deutlicher Kritik an der Administration Merkel sowie am politischen Mainstream, die sich insofern ihren mandatierten Aufgaben nicht gewachsen zeigen. Ein unbedingt lesenswertes Buch, das trotz seiner schonungslos düsteren Lagebeurteilung auch konstruktive Hinweise zur Krisenbewältigung in und um Deutschland gibt und zum sachlichen öffentlichen Diskurs auffordert

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Über Tim Senger

Tim ist Leiter und Chefredakteur von E4SY. 2013 ist er das erste Mal jour­na­lis­tisch für ein Spielemagazin aktiv geworden. Momentan absolviert er zudem ein duales Studium im Bereich Wirtschaft.

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