Zocken unter staatlicher Aufsicht – Das Glücksspiel in Japan

Zocken unter staatlicher Aufsicht – Das Glücksspiel in Japan

Abgesehen von staatlich kontrollierten Lotterien und Wetten auf verschiedene Sportarten galt in Japan das Glücksspiel in Verbindung mit Geldgewinnen lange als mafiöse Betätigung und war per Gesetz verboten. Anders als in Deutschland ist der Besuch in einem Casino für Japaner bisher keine Selbstverständlichkeit, sondern eine vor allem in rechtlicher Hinsicht schwierige Angelegenheit, die mit hohen Auflagen verbunden ist. Die Nutzung illegaler Glücksspiele wird zudem streng geahndet und kann durchaus mehrjährige Gefängnisstrafen nach sich ziehen. Das gilt insbesondere für Online-Casinos, für die es bisher keine legale Regulierung gibt, sodass Japaner oft auf internationale Anbieter zurückgreifen müssen.

Doch ein neues Gesetz zur Öffnung des japanischen Glücksspielmarktes könnte das jetzt ändern. Erste Gesetzesinitiativen gibt es zwar bereits seit 2016, doch erst im Juli 2018 verabschiedete die japanische Regierung ein neues Glücksspielgesetz, das eine tatsächliche Legalisierung und die Schaffung landesweiter Casino-Ressorts vorsieht. Die Angst vor einer moralischen Verrohung und kriminellen Unterwanderung der buddhistisch geprägten Gesellschaft verhinderte bisher die Etablierung einer gewinnorientierten Casinokultur.

Doch der Wunsch nach unterhaltsamem, entlohnendem Zeitvertreib ist auch in Japan groß. Ein Umstand, dem die japanische Regierung bisher durch einen Kompromiss Rechnung trug. Sie genehmigte die Aufstellung sogenannter Pachinko-Automaten, die sich oft in riesigen Hallen aneinanderreihen. Sie sind mit Metallkugeln befüllt, die durch ein labyrinthartiges Spielfeld geschossen werden. Je mehr Kugeln am Ende ausgeschüttet werden, desto höher stehen die Chancen auf Sachpreise, die mittlerweile auch in Bargeld umgetauscht werden können. Pachinko-Automaten gelten vor dem Gesetz bisher nicht als Glücksspiel, sondern als legaler Teil der Unterhaltungskultur. Im Hinblick auf Casinos zögerte die japanische Regierung allerdings lange. Das liegt vor allem daran, dass staatliche Kontrollmechanismen in privat betriebenen Spielhallen nur begrenzt wirksam sind. Das Risiko der Geldwäsche und sonstiger illegaler Aktivitäten ist hoch. Doch in erster Linie versprach man sich von dem neuen Gesetz vor allem einen wirtschaftlichen Nutzen durch die Ankurbelung der lokalen Unterhaltungsindustrie. 30 Prozent der Erträge sollen an den Staat abgeführt werden. Die Spielhallen sollen außerdem möglichst viele Touristen sowie im besten Fall Investoren ins Land locken. Doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Mehrheit der Casinogänger vor allem Japaner sein werden, die bekannt sind für ihre ausgeprägte Vergnügungslust.

Das neue Gesetz enthält verschiedene Maßnahmen und Auflagen, die den Casinobesuch regulieren. Japaner dürfen maximal dreimal die Woche bzw. zehn Mal im Monat eine Spielhalle besuchen, wobei sie sich mit einer ID-Karte ausweisen müssen. Hinzu kommen recht hohe Eintrittsgebühren von etwa 6.000 Yen, also knapp 50 Euro, die den regelmäßigen Casinobesuch zu einem recht kostenintensiven Vergnügen machen. Erstaunlicherweise steht die Mehrheit der Japaner der Legalisierung der Casinos eher kritisch gegenüber. 70 Prozent lehnen diese sogar ganz ab. Zu groß ist die Furcht vor einer Etablierung verbrecherischer Strukturen. Doch die japanische Regierung ließ sich davon nicht abbringen. Daran änderte auch das von Premierminister Shinzo Abe aus diesem Grund eingereichte Misstrauensvotum gegenüber der Regierung nichts. Das Glücksspielgesetz wurde mit einer Mehrheit von 166 zu 72 beschlossen.

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