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Bundeswehr aktuell: Skandal in Pfullendorf und Ausschreibung für G36-Nachfolger

Ein Skandal erschüttert die Bundeswehr. Dies und vieles mehr zur Bundeswehr lest ihr in unserer neuesten Ausgabe von „Bundeswehr aktuell“.

Was gibt es Neues bei der Bundeswehr? Wir liefern euch eine Zusammenfassung aller wissenswerten Geschehnisse der letzten Woche, die unsere Streitkräfte betreffen.

Skandal in Pfullendorf

Die Bundeswehr hat erneut mit einem Skandal von sadistischer Natur zu kämpfen. So sollen sich am Ausbildungszentrum Spezielle Operationen im baden-württembergischen Pfullendorf Dinge ereignet haben, die gegen das Gebot der Würde des Menschen, der sexuellen Selbstbestimmung und des Schamgefühls verstoßen. Der Verteidigungsauschuss wurde erst nach einem Bericht von Spiegel Online über die Geschehnisse unterrichtet. Die Vergehen ereigneten sich demnach bei der sanitätsdienstlichen Combat First Responder-Ausbildung und bestanden, laut dem Schreiben eines weiblichen Leutnants an den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, in sexuell-sadistischen Praktiken bei der Ausbildung der Kampfsanitäter. So mussten sich die Rekruten vor ihren Kameraden nackt ausziehen und sich dabei von den Ausbildern filmen lassen. Des Weiteren ließen die Ausbilder „medizinisch völlig unsinnige und offenbar sexuell motivierte Übungen wie das Einführen von Tamponade in den After mit männlichen und weiblichen Rekruten“ durchführen. Das Deutsche Heer hat auf seiner Webseite eine Schilderung aller Vorfälle veröffentlicht. In Anbetracht dessen, dass die betreffenden Soldaten teilweise Kommandoeinheiten unterstützen, mit diesen üben und auch für den Einsatz hinter feindlichen Linien sowie eine mögliche Gefangennahme ausgebildet werden, argumentieren manche Menschen in der aktuellen Debatte, dass diese Praktiken für eine Einsatzvorbereitung der Soldaten nötig seien. Die meisten Menschen jedoch, einschließlich der Bundeswehrführung, halten diese Methoden für unangebracht und zeigen sich schockiert. Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, ordnete umfassende Ermittlungen an, um den Fall vollständig aufzuklären.
Darüber hinaus stattete der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, dem Ausbildungszentrum einen Besuch ab und informierte sich in Gesprächen mit verschiedenen Soldaten vor Ort. Als Konsequenz wurden die, eindeutig als Täter identifizierten Zeitsoldaten der Mannschaftsdienstgrade umgehend entlassen. Des Weiteren wurde der Fall wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung, gefährlichen Körperverletzung, Gewaltdarstellung und Nötigung an die Staatsanwaltschaft Hechingen weitergeleitet. Außerdem wurde der Kommandeur der Staufer-Kaserne und weitere Führungskräfte, auch wenn diese an den Vorfällen nicht direkt beteiligt waren, versetzt, um einen Neuanfang an dem Standort zu gewährleisten.

G36-Ausschreibung bis Sommer

Bei der Auftragsvergabe für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr will das Bundesministerium der Verteidigung alles richtig machen, da dies bei Rüstungsaufträgen in der Vergangenheit nicht immer gelang. Um dies zu gewährleisten, wurde eine „Anpassung der internen Zeitlinie“ vorgenommen. Wie das Ministerium auf Anfrage der F.A.Z. mitteilte, verschiebt sich dadurch der eigentlich schon für Ende 2016 geplante Ausschreibungsstart voraussichtlich auf das erste Halbjahr 2017. Demnach soll auch die Auslieferung erst 2020 statt 2019 beginnen und bis 2026 andauern. Die Neuanschaffung resultiert aus dem Beschluss der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), das G36 auszumustern, nachdem bei der bisherigen Ordonnanzwaffe angebliche Präzisionsprobleme bei Dauerfeuer und Hitze festgestellt wurden.
Derweil formieren sich bereits die ersten Bewerber für einen möglichen Nachfolger. Sowohl Rheinmetall in Kooperation mit dem österreichen Unternehmen Steyr-Mannlicher (RS 556), als auch Heckler & Koch (HK 433) haben bereits neue Sturmgewehrmodelle als mögliche Kandidaten vorgestellt. Auch SIG Sauer hat Interesse bekundet, sich an dem Vergabeprozess zu beteiligen.

Workshop zur sexuellen Orientierung

Die Bundeswehr zeigt sich modern und veranstaltete letzten Dienstag auf Initiative der Bundesministerin der Verteidigung einen Workshop mit dem Thema „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“. Eingeladen waren mehr als 200 hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und den Streitkräften. So waren neben General Volker Wieker, dem Generalinspekteur der Bundeswehr, auch die Inspekteure der Teilstreitkräfte bzw. Organisationsbereiche, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, die Militärbischöfe sowie die Leiterin der Antidiskriminerungsstelle des Bundes anwesend. Gegenstand des Workshops waren die fünf Themenbereiche „Vielfaltsmanagement“, „Sexuelle Orientierung“, „Sexuelle Identität“, „Umgang mit Homosexualität in der Vergangenheit“ und „Unconscious Bias“. Im Anschluss erfolgte dann noch eine Podiumsdiskussion der Teilnehmer.

Erste NH90 in Mali angekommen

Die ersten NH90 des Transporthubschrauberregiment 10 aus Faßberg sind in Mali angekommen. Die Transporthubschrauber werden in Leipzig in ein angemietetes Frachtflugzeug vom Typ Antonow An-124 verladen und dann nach Bamako geflogen. Dort werden sie montiert und fliegen dann eigenständig zum Bundeswehrstützpunkt nach Gao, wo sie im Rahmen der UN-Mission MINUSMA einen Teil der Rettungskette bilden. Weitere Bilder vom Transport findet ihr auf der Website der Bundeswehr.

Athletenförderung in der Kritik

Der Starfechter Max Hartung hat in seiner neuen Funktion als Atlethensprecher des Deutschen Olympischen Sportbund eine neue Diskussion um die Sportförderung der Bundeswehr angestoßen und erntet dafür viel Kritik. Er stellt die Sinnhaftigkeit dieser Förderung in Frage, da sie nicht ausschließlich die besten Athleten fördere und den Sportlern über ihre Dienstzeit hinaus keine beruflichen Perspektiven böte. Der Deutsche Olympische Sportbund stellte sich gegen diese Aussagen und unterstrich die Wichtigkeit der Sportförderung durch die Bundeswehr, da diese jährlich bis zu 50 Millionen Euro dafür ausgibt. Auch bei Franz Steinle, dem Präsidenten des Deutschen Skiverbandes, stieß die Kritik auf Unverständnis, da sich dieses System vor allem im Wintersport bewährt habe.
Die Bundeswehr beschäftigt bis zu 700 Spitzensportler, die durch die Bundeswehr finanziell gefördert und von ihrem Dienst freigestellt werden, um ihnen die Teilnahme an Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen zu ermöglichen.

Nachfolgeprojekt von „Die Rekruten“

Nach dem Erfolg der Web-Serie „Die Rekruten“ plant die Bundeswehr ein ähnliches Format mit anderer Thematik in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres. Dies teilte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministerium der dpa mit. Des Weiteren wolle man einzelne Protagonisten der „Rekruten“ auch auf ihrem weiteren Weg in der Bundeswehr begleiten.
Die erste Staffel begleitete Rekruten der Marinetechnikschule Parow durch ihre Grundausbildung und konnte bei einigen Videos sogar über 1 Millionen Aufrufe erreichen. 270.000 Menschen haben den Kanal abonniert, über 45 Millionen Mal wurden die Videos insgesamt angeschaut. Laut Verteidigungsministerium war die Serie ein voller Erfolg, da das Interesse junger Menschen an der Bundeswehr deutlich gestiegen sei. „Wir konnten drei Monate lang täglich miterleben, wie aus jungen Menschen junge Soldaten wurden. Dabei haben wir einen tiefen Einblick in den Alltag einer Grundausbildung gegeben und wurden damit zum Pausengespräch auf vielen Schulhöfen in ganz Deutschland“, so Dirk Feldhaus, Beauftragter für die Kommunikation der „Arbeitgebermarke Bundeswehr“. Des Weiteren bezifferte er den Anstieg an Einstellungen im IT-Bereich mit 60 Prozent und bei den Feldwebeln im Rettungsdienst mit 30 Prozent.

Neues Drohnenabwehrsystem

Wie ein Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung am Freitag mitteilte, werde die Bundeswehr ein neues Kurzstrecken-Luftabwehrsystem zum Schutz vor modernen Kampf- und Spähdrohnen beschaffen. Die Maßnahme soll eine Lücke schließen, die durch die Ausmusterung veralteter Systeme entstehe. Damit wird ein Problem aufgegriffen, vor dem Militärexperten aus Deutschland und den USA im vergangenen Jahr gewarnt hatten.

Über Andreas Dost

Andreas ist Redakteur und Korrektor bei E4SY. Er ist derzeit 17 Jahre alt und Schüler. Seine Hobbys sind Mountainbiking, Bergsport, Gaming und Fremdsprachen.

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