Marvels The First Avenger Civil War Captain America – Film Kritik Review

The First Avenger: Civil War – Filmkritik

Marvels Antwort auf Batman V Superman zeigt motivierte Helden, die sich auf die Schnauze hauen und wie man aus einer Klopperei für die Fanboy-Crowd trotzdem emotionale Momente herauskitzelt. Erfahrt wie gut Marvels The First Avenger: Civil War in unser Filmkritik abschneidet.

The First Avenger: Civil War – Filmkritik

Auf in den Civil War. Es ist komisch mit Marvel Filmen. Bei jedem neuen Release fragt man sich: Wird das der Film sein, den sie so richtig versauen? Und bei jedem neuen Trailer erscheint das durchaus nicht unmöglich. Denn so sehr ich Marvel dafür schätze, dass ihre Trailer nie wirklich viel über die Handlung verraten, so richtig begeistern können sie mich in der Regel auch nicht. Das galt auch für den dritten Captain America Film, bei dem sich Disney Deutschland vermutlich immer noch ärgert, dass sie statt auf Captain America auf die holprige „The First Avenger“-Wortkonstruktion gesetzt haben, was dem Ganzen immer so einen auch von „He who shall not be namend“ gibt. Superheldenmarketing in Deutschland ist wahrhaftig kein leichtes Brot.

Doch bisher ging immer noch alles gut. Klar, nicht alle Marvel Filme sind komplett gelungen und bei Iron Man taugt eigentlich nur Teil 1 wirklich was. Bei Thor musste man sich sehr auf Loki konzentrieren, um Spaß zu haben – aber im Großen und Ganzen bietet das MCU schon mehr Treffer als Fehlschläge. Iron Man, Avengers, The First Avenger, Thor 2, Guardians, Ant Man und natürlich Captain America: The Winter Soldier. Und selbst ein überladenes Spektakel mit heftigen Problemen wie Age of Ultron bot immer noch eine Menge wirklich guter Szenen.

Und trotzdem bleibt diese Frage bei jedem neuen Film: Bekommen sie es wieder hin? Zumal Marvel mit Civil War direkt gegen DCs Batman V Superman antritt. Beide Filme haben obendrein eine, zumindest oberflächlich betrachtet, ähnliche Storyline, die in erster Linie die Verfilmung eines Fanboy-Traums ist. Eine große Doppelseite auf der sich die bekannten Helden im erbitterten Kampf auf die Schnauze hauen.

Kleine Spoiler voraus

Nun: Sie haben es hinbekommen. Civil War ist einmal mehr der Beweis dafür, wie gut das MCU funktioniert und wie sehr die einzelnen Filme von den etablierten Charakteren profitieren. Was nicht bedeutet, der Film hätte keine Fehler und ich fand ihn insgesamt einen Hauch schwächer als Winter Soldier, aber gleichzeitig um Längen besser und unterhaltsamer als Age of Ultron. Dabei dient die Comic-Vorlage eher als lose Inspiration. Geht es im Civil War Comic zum Großteil um die Enthüllung von Helden-Identitäten und die quasi Zwangsrekrutierung aller „speziell Begabten“ durch die Regierung, spielt sich der Film auf einer intimeren Ebene ab.

Civil War schließt folgerichtig an die Zerstörungsorgie aus Age of Ultron an und stellt ähnliche Fragen wie Batman V Superman nach der Verantwortung und Kontrollierbarkeit von eigenmächtig handelnden Superhelden. Nach einem weiteren Unfall mit menschlichen Opfern drängen die Vereinten Nationen auf einen Beschluss, die sogenannten Sokovia Vereinbarungen, die die Avengers und andere Helden unter die Überwachung der UN stellen sollen. Tony Stark, der noch unter dem Schock vergangener Ereignisse und der verheerenden Kolateralschäden steht, willigt ein. Captain America misstraut jeder Überwachung und fürchtet für die falschen Ziele instrumentalisiert werden zu können. Die Avengers spalten sich in zwei Gruppen und als sich der Cap dann noch schützend vor seinen Ex-Kumpel Bucky stellt, der als gehirngewaschener Winter Soldier grausame Taten begangen hat, eskaliert alles. Aufgewiegelt werden beide Seiten zudem von einem mysteriösen Typen namens Daniel Brühl. Lirum, Larum Spider-Man wird auch noch mit reingezogen und in der Mitte des Films hauen sich alle auf einem Leipziger Flugplatz auf die Fresse, ehe Iron Man und Tony Stark die Sache im Finale dann mechanisch ausdiskutieren.

Das ist jetzt, sagen wir mal vorsichtig, nicht der komplexeste Plot der Welt und hat auch nicht ganz die epischen Dimensionen, die die Comicvorlage evozierte. Aber es funktioniert. Die Stärke der bekannten Charaktere und ihre Dynamik untereinander macht Civil War sowohl zu einer spannenden, humorvollen, aber immer wieder auch überraschend emotionalen, ja dramatischen Story.
Das funktioniert allerdings nur, weil wir die Figuren kennen und weil die Ereignisse der vorangegangenen Filme, selbst die schwächeren, in Civil War einzahlen. Sowohl Tony Starks Traumatisierung und sein zunehmend wahnhaftes Verhalten, die zivilen Opfer, die Spannungen in der Gruppe – alles hat seine Vorgeschichte und macht die Ereignisse des Films plausibler. Was natürlich auch an den Schauspielern liegt. Robert Downey Jr wirkt nach Avengers 2 in Civil War mal wieder deutlich motivierter und präsenter und Chris Evans schafft es immer wieder überraschend gut, eine potentiell langweilige „gute“ Figur wie Steve Rogers mit Tiefe und Leben zu füllen. Die übrige Cast (es fehlen eigentlich nur Hemsworth und Ruffalo, um die Avengers komplett zu machen) spielt ebenfalls souverän, auch wenn nicht alle so richtig viel zu tun haben.

Dafür überrascht Neuzugang Tom Holland als Spider-Man, dessen Rolle im Film zwar sehr eindeutig nachträglich ins fertige Skript geschrieben wurde, die dafür aber doch verblüffend gelungen ist. Trotz der begrenzten Screentime schaffen die Russo-Brüder ihm einen würdigen Einstand zu geben. Holland spielt Spidey als Mischung aus Maguires unsicherem Nerd, mit einem Hauch mehr schlacksig-linkischen Teenagertum und Garfields übercoolem Geplapper. Das kommt der Figur vielleicht näher, als es beide einzeln je kamen. Und auch wenn beim großen Kampf der Avengers schon sehr auffällt, das Spidey komplett dem Rechner entstammt und seine Szenen wahrscheinlich schon produziert wurden, ehe ein Darsteller gefunden war – revitalisiert sein Auftritt die Figur nicht unbeträchtlich. So wie dieser Peter Parker sein Netz als Waffe einsetzt, die Art wie er sich bewegt und dabei Sprüche klopft und damit den älteren Avengers auch auf die Nerven geht, das macht durchaus Spaß. Und ungeachtet der oft tatsächlich eher mittelmäßigen CGI-Effekte, die den ganzen Film durchziehen, stecken gerade in den beiden Hauptschlachtszenen viele originelle optische Ideen und schöne Choreographien.

Das steht im angenehmen Kontrast zu vielen der kleineren Prügelszenen, die sich leider oft durch Nahaufnahmen und hibbelige Kamera auszeichnen, was sie oft schlechter aussehen lässt als vergleichbare Action in Agents of S.H.I.E.L.D. – die ja überhaupt seit Staffel 2 immer wieder überraschend packende Action abliefert. Doch trotz dieser Mängel und ein paar Hänger im Mittelteil konnte mich Civil War im Finale endgültig versöhnen. Denn wenn sich Cap und Stark zum Schluss bekämpfen, dann wohnt diesem Kampf von Menschen, die eigentlich Freunde sind und deren Zerrissenheit sie gegeneinander treibt, eine überzeugend bittere Note bei, die ihn zu weit mehr macht als nur einem weiteren Marvel-Showdown. Endlich mal schießt keine Energiesäule gen Himmel, endlich mal fliegt nix und auch kein Helicarrier droht abzustürzen. Hier geht es um eine Freundschaft und Loyalitäten und eben weil wir beide Figuren kennen und mögen, funktioniert diese Prügelei auf einer Ebene die Batman V Superman an keiner Stelle erreicht. Mag der Plot auch nicht 100% wasserdicht sein, zumindest versteht der Zuschauer, warum sich die Helden gerade auf die Fresse hauen.

Trotzdem gibt es auch hier Momente, die eher so mittelmäßig gelungen sind. Die Schlussszene, die die ganze Storyline zu sauber abschließt. Die halbgare Lovestory des Cap, die zwar für einen guten Lacher sorgt aber letztlich so kurz vorkommt, dass sie eher irritiert als die Figuren weiterbringt. Black Panther, der zwar okay eingeführt wirkt aber ähnlich wie Spider-Man eher dem Franchise zuliebe mitspielt, als dass er wirklich wichtig wäre. Was mit Ant-Man und War Machine ganz gut funktioniert, da sie durch vorige Filme schon etabliert sind, wirkt bei der Spinne und dem Panther stellenweise ungelenk. Trotzdem machen die Figuren gleichzeitig auch neugierig auf die Solofilme und sind zumindest nicht nur als Videoclip auf einem USB-Stick zu sehen.

Optisch ist der Film ebenfalls ein bisschen durchwachsen und hat keinen so konsistenten Stil wie sein Vorgänger. Man merkt den Russo-Brüdern immer wieder an, dass sie sich noch an die ganz großen Actionsetpieces herantasten und das machen sie ganz gut. Zwischendurch rutschen sie allerdings immer mal wieder in typische TV-Bilder ab und inszenieren mit zu wenig Scope und zu vielen klassischen TV-Einstellungen. Und ja: Der politische Diskurs, die Motivation Steve Rogers ist ein bisschen dünn und hätte mit Verzicht auf ein paar Füllszenen sicherlich ein bisschen pointierter und deutlicher herausgearbeitet werden können. Und ja: Nobody Fucking cares about Bucky. Er ist eine Plotdevice, ähnlich wie Daniel Brühls Schurke, der Aktionen auslöst, aber im Grunde immer langweilig bleibt. Bucky funktioniert ausschließlich durch die Zuneigung die Steve Rogers zu ihm empfindet. Seinetwegen wollen wir nicht, dass Bucky böse wird oder stirbt. Für sich genommen ist Bucky leider eine Nullnummer und Sebastian Stan, der ihn verkörpert, bleibt leider auch in seinem dritten Auftritt eher blass. Es ist irgendwie okay, dass er da ist, aber gäbe es eine andere Möglichkeit die Story in Gang zu halten, würde ich ihn zu keiner Sekunde vermissen. Gleiches gilt übrigens auch für Vision, der zwar eine der mächtigsten Figuren der Avengers ist, hier aber zu Tony Starks Türsteher degradiert wurde und dessen Szenen seiner Entwicklung als Figur eher schaden als nützen. Und dann ist da natürlich auch das Problem, dass der Film zum Ende hin auch ein wenig mut-und konsequzenzenlos bleiben muss, eben weil er Teil eines großen Franchise ist. Niemand stirbt und keine der Figuren wird so beschädigt, dass sie nicht im nächsten Solofilm wieder ihr eigenes Abenteuer bestreiten kann.

Doch das ist unterm Strich trotz allem Meckern auf hohem Niveau, denn über die meiste Zeit macht Civil War einfach extrem Spaß. Er überrascht, weil er epische Schlachten ankündigt, einen Bürgerkrieg, der letztlich nur eine Rauferei unter Freunden ist, die allerdings so wirkungsvoll, witzig und auch anrührend umgesetzt wurde, dass am Ende bei aller Kritik eines blieb: Die Vorfreude auf den nächsten Film. Von meiner Seite her also eine definitive „Guck-“ Empfehlung!

Über Tim Senger

Tim ist Leiter und Chefredakteur von E4SY. 2013 ist er das erste Mal jour­na­lis­tisch für ein Spielemagazin aktiv geworden. Momentan absolviert er zudem ein duales Studium im Bereich Wirtschaft.

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