MMA – Käfigkämpfe ohne Regeln oder ein richtiger Kampfsport?

Gewalt ist in verschiedenen Formen und Ausmaßen in fast allen heutigen Medien mittlerweile vertreten. Gewalt fasziniert den Menschen. Auch im Sport geht es hin und wieder brutal zu. Fraglich wird es jedoch bei einer Sportart, in der die Kämpfer mit bloßen Fäusten aufeinander einschlagen und auch dann nicht aufhören, wenn der Gegner am Boden liegt. Doch ist MMA wirklich immer so brutal und gewaltverherrlichend wie der Sport propagiert wird?

„Ich geh nachher zum MMA-Training“. Dieser Satz löst unterschiedlichste Reaktionen in meinem Freundeskreis aus: Von Erstaunen („Du?, Kampfsport?“), über Anerkennung („Nicht schlecht, Weiter so!“) bis hin zu massivster Kritik („Absolut unnötiges, brutales Aufeinander einprügeln, ohne Regeln!“). Doch meistens überwiegt (leider) die kritisierende Seite. Zu roh sei der Sport, zu wenig Regeln gäbe es. Dass Kritik an dem Sport geübt wird, kann ich verstehen. Natürlich ist es zuerst einmal befremdlich, dass man auf seinen Gegner einschlagen darf, selbst wenn er am Boden liegt. Auch ich wurde beim ersten Kontakt mit der Sportart erst einmal abgeschreckt. Doch man muss ganz klar zwischen dem Profisport und der Amateur Welt trennen. Denn nur weil man MMA trainiert, heißt das schließlich nicht, dass man zur rücksichtslosen, brutalen Kampfmaschine wird.

MMA ist eine Mischung aus mehreren Kampfsportarten: Ringen, Judo, Jiu-Jitsu, Boxen und Kickboxen. Doch um diesen Sport wettkampfmäßig betreiben zu können, ist ein umfangreiches, regelmäßiges Training nötig. Es ist weitaus vielschichtiger und fordernder als eine simple Prügelei. Wie bei jedem anderen Wettkampfsport, gilt es bei MMA-Wettkampf, den Gegner zu besiegen. Dies kann nach drei Arten erfolgen: Entweder gewinnt einer der beiden Kontrahenten nach Punkten. Genau wie beim Boxen gibt es Runden. Nach Ablauf von drei Runden, mit einer Länge von jeweils fünf Minuten, mit jeweils einer Minute Pause dazwischen (in Titelkämpfen fünf Runden), werden beide Kämpfer mit Punkten bewertet. Hierbei zählen angewandte Techniken, saubere Treffer, sowie eine gute Deckung. Der Sportler mit mehr Punkten gewinnt logischerweise den Kampf.

Weitaus häufiger ist der sogenannte „Submission-K.O“. Ein Kämpfer kann freiwillig aufgeben, wie beim Judo oder Ringen, indem er abklopft. Tendenziell wird meistens abgeklopft, wenn der Gegner würgt oder mithilfe eines sogenannten „Hebels“, so große Schmerzen erzeugt, dass man aufgeben muss. Abklopfen schützt hierbei oft vor ernsten Verletzungen. Das Boxen kennt diese Art der Aufgabe übrigens nicht. Beim Boxen wäre Aufgeben ehrlos – im Gegensatz zum MMA.

Die letzte Art des Sieges ist der K.O, also ein „Knock.Out“ des Gegners. Wie bei fast jedem anderen Vollkontaktkampfsport kann man beim MMA durch einen K.O. gesiegt werden. Der Abbruch durch den Schiedsrichter ist allerdings beim MMA jederzeit möglich, wenn der Ringrichter einen Kämpfer als unterlegen ansieht. Ist ein Kämpfer angeschlagen, wird der Kampf vollständig abgebrochen. Ein Anzählen eines angeschlagenen Kämpfers und eine Wiederaufnahme des Kampfes wie beim Boxen gibt es nicht, da schwere und nachhaltige Verletzungen vermieden werden sollen.

Entgegen der Behauptungen, dass es beim MMA keine Regeln gäbe, gibt es sehr wohl Techniken, die nicht erlaubt sind: Kopfstöße, Beißen oder an den Haare ziehen, Schläge gegen Hinterkopf und Hals, Kniestöße und Tritte gegen den Kopf eines Gegners, der am Boden liegt.

Doch man muss auch klarstellen, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen die MMA trainieren, wirklich an Liga-Kämpfen oder Turnieren teilnehmen. Im Gegensatz zum Wettkampf deutet man im Training, Schläge zum Beispiel nur an und übt das Zuschlagen eher an Puppen oder Schlagkissen. Es ist weithin bekannt, dass Sport Jugendliche davon abhalten kann, auf falsche Gedanken zu kommen. Grade  Kampfsport wird oftmals in Präventionsprogrammen angewendet, da sich in diesem gut Aggressionen kanalisieren lassen. Zudem wird jedem MMA-Sportler die Gefahr bewusst, in die er sich in bestimmten Situationen, zum Beispiel einem Wettkampf, begibt. Gleichzeitig lernt man aber auch, wie man Gefahren im echten Leben entkommt. Erster Grundsatz der hier vermittelt wird ist immer „Lauf weg und vermeide die Auseinandersetzung“. Wie bei vielen Kampfsportarten auch, ist das Training körperlich und geistig so fordernd, dass sich jeder dabei ausreichend austoben kann.

Abschließend möchte ich dazu appellieren, dass man Mixed Martial Arts nicht mit Vorurteilen belastet. Bevor man über die angebliche Brutalität und Rücksichtslosigkeit von dem Sport herzieht, sollte man sich erstmal selbst ein Bild von der Lage machen. Dies kann zum Beispiel dadurch erfolgen, indem man sich eine Trainingseinheit in einer Kampfsportschule anschaut. Oft reicht hier schon das zugucken, um auf eine ganz andere Meinung zu kommen.

Über Nick David

Nick ist 23 Jahre alt und Redakteur bei E4SY. Aktuell studiert er dual Gesundheitsmanagement in Hamburg. Seine Freizeit verbringt er mit Kampfsport, Schwimmen, Klavier spielen, Hochschulpolitik und Gaming.

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