2016 ESC

ESC 2016 – Deutschland versagt erneut!

Mit Jamie-Lee als Kandidatin hat es Deutschland erneut geschafft, den letzten Platz beim Eurovision Song Contest (ESC) in Stockholm zu verteidigen. Doch die herbe Enttäuschung gerriet fast in den Hintergrund, weil das Rennen um die ersten Plätze viel spannender war. Welche zwei Nationen sich einen Showdown lieferten und wer von diesen schließlich der überraschende Sieger war, erfahrt ihr im Artikel.

Nach dreieinhalb Stunden voller Musik und Entertainment steht das Endergebnis fest: Die Ukraine gewinnt den ESC, Russland wird nur Dritter und Deutschland wird wieder einmal Letzter. Der ESC wird erneut dazu benutzt, um ein politisches Zeichen zu setzen. Zuletzt passierte dies im Jahr 2014, als Europa mit Dragqueen Conchita Wurst ein Zeichen für Toleranz setzte. In dem Song „1944“ erzählte die Vertreterin aus der Ukraine, namentlich Jamala, die Geschichte ihrer Urgroßmutter, die unter Sowjetdiktator Josef Stalin deportiert wurde. Sie hat das Lied auf Krimtatarisch und Englisch selbst komponiert. „Ich wünschte, dass meiner Urgroßmutter diese schrecklichen Dinge nicht passiert wären“, sagt die 32-Jährige. „Mir wäre es lieber, mein Song würde nicht existieren.“ Manche sehen in dem Lied eine Kritik an der russischen Annexion der Krim. Auch wenn die Künstlerin dies dementierte, besteht die Möglichkeit den Song allerdings auch auf die aktuellen Entwicklungen zu übertragen.

Besitzt der ESC doch eine politische Botschaft?

In Anbetracht der Tatsache, dass Europa aktuell auch vor einer Zerreißprobe steht, ist ein Lied mit einer solchen politischen Botschaft auch wichtig um Einigkeit zu schaffen: Selten stand die Zerrissenheit des Kontinents zuletzt so im Fokus wie heute. Die Flüchtlingskrise, Brexit-Gefahr und die Spannungen mit Moskau drohen den Kontinent noch weiter zu entzweien. Ein Gemeinschaftsgefühl fehlt vielen Europäern in diesen hochbrisanten Zeiten. Mitten in diesen schwierigen Zeiten taucht nun dieses knallbunte Popfest, das sich als unpolitischen Wettbewerb definiert. Doch tatsächlich wird der ESC immer politischer und kann in diesen schwierigen Zeiten eigentlich auch gar nicht anders. „Vielleicht bedeutet dieser Contest mehr, als wir gedacht haben“, sagt der Abba-Sänger Björn Ulveaus.

Russland gewinnt nicht – und kritisiert sofort

Im starken Kontrast stand „1944“ zu der russischen Performance: Auch wenn dies musikalisch nicht perfekt war, überzeugte vor allem die großartige Videoinszenierung. Auch wenn damit der Russe Sergey Lasarew von den Zuschauern die meisten Punkte bekommt, verhindert die Jury ein Sieg von Russland. Nach dieser Enttäuschung und auch noch dem Triumph des Konkurrenten Ukraine, steht den Russen sichtlich die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Bereits einen Tag später kritisierten mehrere russische Abgeordnete das Endergebnis: So sagte der Außenpolitiker Alexej Puschkow, dass das Siegerlied über die Vertreibung der Tataren kein Beitrag für den gesamteuropäischen Kulturdialog sei. Fortführend sprach der Politiker Ruslan Balbek von der Halbinsel Krim (ebenfalls moskautreu) von einem „Ergebnis der antirussischen Politik“. Nicht zuletzt wurde auch im russischen Staatsfernsehen der ukrainische Sieg kritisiert. Jamala habe durch Punkte einer Jury gewonnen, die im Hinterzimmer ihre Entscheidung getroffen habe, sagte ein Teilnehmer einer Diskussionsrunde.

Doch woran lag es, dass Deutschland (erneut) so schlecht abschnitt?

1: Starke Konkurrenz

Allen voran muss man sagen, dass Jamie-Lee Krewitz keine schlechte Performance abgeliefert hat. Doch im Vergleich zu den anderen, gab es nichts, was an ihrem Auftritt wirklich herausstechend war. Weder eine sehr starke Stimme (Ukraine, Australien), noch eine Gute-Laune-Atmosphäre (Frankreich, Schweden) hatte die junge Künstlerin vorzuweisen.

2: Schwaches Bühnenbild

Gut, ein Vergleich zu dem russischen Bühnenbild, wäre an dieser Stelle unfair. Dennoch hinterließ das eher düstere Bühnenbild mit Fantasie-Bäumen, lila Nebel und einem Mond im Hintergrund, keinen bleibenden Eindruck.  Dazwischen stand regungslos Jamie-Lee mit Bonbon-Kleid und ihrem buntem, nennen wir es jetzt einfach mal, „Zeug“ auf dem Kopf.

Und zuletzt 3: Nationale Differenzen

Schon bereits zum zweiten Mal schickte der NDR nur seine zweite Wahl ins Rennen. 2015 hatten die Zuschauer beim Vorentscheid den Rocksänger Andreas Kümmert gewählt. Der verzichtete aber aufgrund der Tatsache, dass er sich nicht in der Lage dazu sah, dem Druck des ESCs standzuhalten. Ann Sophie aus Hamburg rückte auf und holte in Wien null Punkte – das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten. Um noch eine Nullnummer zu vermeiden, wollte der NDR Xavier Naidoo 2016 direkt schicken, zog den Plan aber nach heftigem Protesten zurück und ließ doch wieder das Publikum entscheiden. Die Bilanz: Mit Jamie-Lee gerade einmal elf Punkte mehr als im Vorjahr.

Bildquelle: http://bit.ly/24Vvbgn

Über Nick David

Nick ist 23 Jahre alt und Redakteur bei E4SY. Aktuell studiert er dual Gesundheitsmanagement in Hamburg. Seine Freizeit verbringt er mit Kampfsport, Schwimmen, Klavier spielen, Hochschulpolitik und Gaming.

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