Bergkarabach – Ein Konflikt der nie endet

Seit einem Jahrhundert schwelt ein Konflikt um eine kleine Region im Südkaukasus, Bergkarabach. Nun ist dieser Konflikt überraschend wieder aufgeflammt.

Ein historischer Konflikt

Bergkarabach – eine kaukasische Region im Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan, so klein wie das Saarland, auf den ersten Blick wirkt dieser Landstrich unbedeutend und unscheinbar. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher beweist jedoch das Gegenteil. Schon bei den Unabhängigkeitserklärungen beider Staaten erhoben diese jeweils Anspruch auf die Region. Nach der Eingliederung der beiden Staaten in die Sowjetunion wurde das Gebiet Aserbaidschan zugesprochen. Ab 1985 kam es zu einem erneuten Ausbruch des Konflikts in Form von Anschlägen und kleineren Scharmützeln. Diese Gewaltspirale mündete im Bergkarabach-Krieg, welcher von 1992 bis 1994 andauerte. Dieser forderte mindestens 25.000 Todesopfer und zwang über eine Millionen Menschen zur Flucht. Es betraf vor allem den aserbaidschanischen Teil der Bevölkerung von Bergkarabach, da der Konflikt mit der Besetzung der Region durch Armenien endete. Die UNO unternahm zwar Anstrengungen in dem Konflikt zu vermitteln, jedoch erfolglos. Als Konsequenz aus dem Krieg brach die traditionell und bis heute mit Aserbaidschan verbündete Türkei die Beziehungen zu Armenien ab und schloss die Grenze zu dem Nachbarland. Seit dem Waffenstillstand von 1994 haben sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht normalisiert und so kommt es wieder zu kleineren Auseinandersetzungen, da Aserbaidschan seinen Anspruch auf die Region trotz der Besetzung durch Armenien weiterhin aufrechterhält.

Das Gebiet gehört zwar völkerrechtlich immer noch zu Aserbaidschan, steht aber unter armenischer Kontrolle. Armenien beansprucht dieses Gebiet für sich aufgrund der mittlerweile fast ausschließlich armenischen Bevölkerung der Region. Nach dem Krieg in den 90er-Jahren wurde die international nicht anerkannte Republik Bergkarabach ausgerufen, unter deren Kontrolle die Region De-facto steht. Bei den aktuellen Auseinandersetzungen hatten beide Seiten zahlreiche Verluste zu verzeichnen. So seien mehr als 300 Tote und über 1000 Verletzte zu beklagen. Auch wenn die Echtheit dieser Zahlen nicht überprüft werden kann, verdeutlichen die kürzlichen Kampfhandlungen die Aktualität des Konflikts. Während die Türkei in einer Stellungnahme erneut verdeutlicht auf welcher Seite sie in dem Konflikt steht, indem sie ihre Trauer ausschließlich gegenüber den aserbaidschanischen Opfern bekundet und diese als Märtyrer bezeichnet, erhält Armenien einen Großteil seiner Unterstützung aus Moskau. Dies rührt daher, dass die Türkei Geschäfte mit dem, in Aserbaidschan reichlich vorhandenen Erdöl macht, während sich Russland als Schutzmacht Armeniens versteht.

Quelle: Süddeutsche
Quelle: Süddeutsche
Kommt die Aggression aus Ankara?

Ein möglicher Grund für den aktuellen Ausbruch des Konflikts könnte die Abwesenheit der Staatsoberhäupter der beiden Staaten sein. Während sich der aserbaidschanische Präsident zu diesem Zeitpunkt in den USA aufhielt und der armenische Präsident auf Staatsbesuch in Deutschland war, soll das aserbaidschanische Militär die Gunst der Stunde ergriffen haben, um die armenischen Streitkräfte und damit auch Russland auf den Plan zu rufen. Da die Ölgeschäfte, die der aserbaidschanische Elite zu Reichtum verhalfen zurzeit nicht so gut laufen und somit wenig Geld für den Militäretat erübrigen kann, scheint das Militär eher auf die Türken zu hören, von casting denen ein Großteil der militärischen Führungsebene ausgebildet wird. Auch Russland vermutete hinter den jüngsten Auseinandersetzungen nicht die aserbaidschanische Regierung in Baku, sondern eher eine Provokation aus Ankara. Seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets in der syrisch-türkischen Grenzregion durch das türkische Militär, liegen die zuvor befreundeten Staaten im Clinch.
Russland liefert an die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Waffen und will seine Vormachtstellung in der Region nicht verlieren, während die Türkei die Einflussspähre des dominanten Russlands brechen und sein eigenes Interessengebiet ausweiten möchte.

Lösung nur von außen möglich

Unter diesen geopolitischen Spannungen zwischen zwei Großmächten, die bei einer weiteren Eskalation der Situation sogar einen erneuten Krieg in der Region hervorrufen und somit einen Stellvertreterkrieg verursachen könnten, leidet vor allem die Bevölkerung der Kaukasus-Region. Doch auch ohne den Einfluss von Russland und der Türkei bleibt dieser Konflikt eine ernstzunehmende Bedrohung für die Region. Da eine diplomatische Einigung zwischen Aserbaidschan und Armenien untereinander unwahrscheinlich erscheint, kann diese vermutlich nur durch Vermittlung außenstehender Großmächte erreicht werden, zumal alle bisherigen Anstrengungen der OSZE und der UNO gescheitert sind.

Quelle: Deutschlandfunk

Über Andreas Dost

Andreas ist Redakteur und Korrektor bei E4SY. Er ist derzeit 17 Jahre alt und Schüler. Seine Hobbys sind Mountainbiking, Bergsport, Gaming und Fremdsprachen.

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