150 Jahre Nestlé: Kein Grund zum Feiern!

Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé wird 150 Jahre alt. Doch hinter diesem Erfolg steckt eine dunkle Geschichte, bei der einem das KitKat im Hals stecken bleibt.
Was für eine Erfolgsgeschichte – in 150 Jahren hat es das kleine Unternehmen aus der Schweiz zum weltgrößten Nahrungsmittelkonzern geschafft. Zum Firmenjubiläum hat sich Nestlé dieses Jahr sogar ein eigenes Museum spendiert und lässt sich feiern. Doch auf dem Weg an die Spitze hat sich der skrupellose Großkonzern mehr als einmal die Hände schmutzig gemacht und verstößt zum Beispiel mit der Privatisierung von Wasser gegen grundlegende Menschenrechte.

Die Babymilch und Nestlés tödliche Verkaufsstrategien

Als Henri Nestlé 1866 in der Schweiz die Farine Lactée Henri Nestlé lk.A. gründete, um das von ihm erfundene lösliche Milchpulver zu vertreiben, ahnte er wohl kaum, welche Folgen der Einsatz dieses Produktes als Muttermilchersatz haben könnte. So kann die Verwendung von künstlichem Milchpulver als Ersatz für die natürliche Muttermilch Infektionen nach sich ziehen, da es dem Baby an Antikörpern mangelt, welche es normalerweise über die Muttermilch bezieht. Des Weiteren droht vielen Babys der Hungertod, wenn sich die Eltern das teure Milchpulver nicht mehr leisten können, da das natürliche Stillen nach einem Umstieg nicht mehr möglich ist. Nestlé vertreibt eben jene Produkte in zahlreichen Entwicklungs- und 3. Welt-Ländern mit heuchlerischen und ethisch extrem fragwürdigen Werbemthoden. So sollen mithilfe von, als Krankenschwestern getarnten Verkäuferinnen und künstliche Milch als äquivalent zu natürlicher Muttermilch darstellenden Werbeslogans, auch Mütter, die in der Lage wären zu stillen, angeworben werden. Wie eine Broschüre mit dem provokanten Titel Nestlé tötet Babys darlegt, nutzt Néstle die Unwissenheit dieser Frauen aus und ist somit indirekt für den Tod zahlreicher Babys verantwortlich. Gestützt wird diese These auch durch eine Studie der WHO, welche besagt, dass jährlich 800.000 Kinder unter 5 Jahren durch eine optimale Anwendung des Stillens gerettet werden könnten. Nestlé verklagte daraufhin die Autoren der Broschüre wegen übler Nachrede und Ehrverletzung. Zwar wurden die herausgebenden Theologiestudenten zu einer Geldstrafe verurteilt, jedoch wurde der Inhalt der Schrift für korrekt befunden. Gegen die im Nachhinein aufgestellten Richtlinien der WHO, weist Nestlé laut einer aktuellen Studie die häufigsten Verstöße unter den 16 Unternehmen auf, welche besagte Produkte vertreiben. Bis heute stellt der Verkauf von Babymilchprodukten ein wichtiges Geschäftsfeld für die schweizerische Firma dar, schließlich kontrolliert Nestlé 40% des Marktes für künstliches Milchpulver.

Kinderarbeit, Menschenhandel und Zwangsarbeit in der Lieferkette

Der Kakaobedarf zahlreicher Schokoladenfirmen und insbesondere Nestlés wird hauptsächlich durch den Anbau in Westafrika gedeckt. Nestlé schlägt dabei mit der Verarbeitung von 400.000 Tonnen jährlich zu Buche ohne selbst auch nur eine einzige der Plantagen zu betreiben. Stattdessen bezieht der Hersteller die Bohnen aus verschachtelten und undurchsichtigten Lieferketten. Seit den 1980er-Jahren kommt auf den dortigen Plantagen vermehrt Kinderarbeit zum Einsatz, was auf den Preisverfalls des Kakaos zurückzuführen ist. Seit 2001 geraten Firmen wie Nestlé aufgrund ihrer intransparenten Lieferkette unter Kritik. So deckte eine Untersuchung der BBC den Verkauf und die Verschleppung hunderttausender Kinder aus Mali, Burkina Faso und dem Togo als Sklavenarbeiter in die Elfenbeinküste, dem weltgrößten Kakao-Produzenten, auf. Diese müssen auf den dortigen Plantagen in der Woche 80 bis 100 Stunden unentgeltliche Zwangsarbeit bei unzureichender Ernährung und unter dem Einfluss physischer Gewalt leisten. Eine Klage der Organisation International Labor Rights Fund gegen die Nestlé S.A. und andere Firmen beinhaltet ähnliche Vorwürfe und beziffert das Alter der Kindersklaven durschnittlich mit 12 bis 14 Jahren, teilweise sogar jünger. Nestlé gibt zwar vor, mit dem Cocoa Plan nachhaltigen Kakaoanbau zu fördern und die Lage der Kleinbauern zu verbessern, eine Reportage der ARD aus dem Jahr 2010 und ein Bericht der Tulane-Universität aus dem letzten Jahr sprechen jedoch eine andere Sprache und zeigen dass der Anteil an Kinderarbeit zwischen 2008 und 2014 in Ghana und der Elfenbeinküste sogar noch gestiegen ist.
Laut Oxfam verhält es sich beim Anbau von Kaffee-Bohnen ähnlich. So spiegelt sich die Ausbeutung der Kaffeebauern in deren Bezahlung von durschnittlich 24 Cents pro Pfund bei einem Endkonsumentenpreis von rund 3,60$, also einem Aufschlag von 1500%, wieder. Obwohl Nescafé, ebenfalls eine Marke von Nestlé, einer der teuersten Kaffeesorten ist, nimmt die Qualität der verarbeiteten Bohnen zur Kostensenkung immer weiter ab, jedoch kommt von diesem Gewinn nichts bei den Kleinbauern an. Dies kritisiert auch die Organisation Solidar Suisse in ihrer Parodie eines Nespresso-Webespots.

Regenwaldzerstörung und Einsatz von Gentechnik

Nestlés Umgang mit Trinkwasser ist nicht der einzige Grund für die Verleihung des Negativpreises Black Planet Award an verantwortliche Manager und Aktionäre des Konzerns im Jahre 2007. Wie auch zahlreiche weitere Unternehmen, bezieht Nestlé Palmöl von Produzenten wie der Sinar Mas Group, welchen die illegale Abholzung von Regenwäldern in Südostasien und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraumes für zahlreiche Tierarten und indigene Völker vorgeworfen wird. Nach einer großanglegeten Greenpeace-Kampagne 2010, kündigte Nestlé in Zukunft einen verantwortungsvolleren Umgang beim Anbau von Palmöl an.
Insbesondere Greenpeace kritisierte Nestlé ebenfalls für seine Förderung von genmodifizierter Landwirtschaft. Das Unternehmen steht der Nutzung von Gentechnik beim Anbau von Getreide sehr aufgeschlossen gegenüber. Zwar musste man sich in einigen Ländern dem Druck der Öffentlichkeit beugen und eine andere Haltung einnehmen, dennoch kann Nestlé keine Garantie für eine Produktion seiner Produkte ohne genmodifizierte Lebensmittel geben.

Aggressives Vorgehen gegen Kritiker

Mehr als einmal zeigte Nestlé ein aggressives Auftreten gegenüber Gewerkschaften. So wurde zum Beispiel in Kolumbien und Thailand zahlreichen Gewerkschaftsmitgliedern ein Austritt aus dieser nahegelegt, da sie sonst ihren Job verlieren würden. Der Konflikt zwischen den Gewerkschaften und Nestlé spitzte sich weiter zu und fand seinen Höhepunkt in der Ermordung von 8 Gewerkschaftern. Die direkte Beteiligung von Nestlé an den Morden konnte zwar nie nachgewiesen werden, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass Nestlé Farmer und paramilitärische Gruppierungen durch die Androhung der Schließung einer Fabrik gezielt gegen die Gewerkschaftsmitglieder aufgehetzt hatte. Zu den Vorwürfen hat sich Nestlé bis heute nicht geäußert.
Ein weiterer Vorfall, bei dem Nestlés Vorgehen gegen kritische Gruppierungen offenbar wurde, ist die Infiltration und Überwachung einer Arbeitsgruppe der globalisierungsungskritischen Organisation attac, welche an einem kritischen Buch über Nestlé arbeitete.

Das Geschäft mit dem Wasser

„Wasser ist ein Lebensmittel und sollte wie jedes andere Lebsnmittel einen Marktwert haben.“, eine Aussage, welche gegen die UNO-Resolution verstößt, die jedem Menschen den Zugang zu sauberem Wasser als Grundrecht zusichert. Dabei ist es nicht gerade verwunderlich, dass dieses Zitat von Peter Brabeck-Letmathe, dem Präsidenten von Nestlés Verwaltungsrat, stammt, schließlich ist das Abfüllen von Trinkwasser und dessen teurer Weiterverkauf eines der Hauptgeschäftsfelder von Nestlé. Auch wenn an diesem Geschäftsmodell zahlreicher Mineralwasserhersteller grundsätzlich nichts verwerflich ist, verhält sich  Nestlé bei der Beschaffung 2penetration des Wassers skrupellos gegenüber Mensch und Umwelt. Ein Großteil des abgepumpten Wassers stammt aus Entwicklungsländern, in denen Nestlé von teilweise korrupten Regierungen günstige Lizenen für die Nutzung des Grundwassers erwirbt und so quasi kostenlos Millionen Liter von Trinkwasser abpumpt. Der verarmten Bevölkerung vor Ort wird so der Zugang zum Wasser genommen und durch den sinkenden Grundwasserspiegel trocknen selbst weiter entferntere Brunnen aus. Die Menschen müssen stattdessen eben jenes Wasser, abgefüllt in Plastikflaschen der Marken „Pure Life“ oder unter einem anderen Namen, für viel Geld auf einem künstlich erschaffenen Mineralwassermarkt kaufen. Diese Praxis findet  hauptsächlich in Entwicklungsländern wie Pakistan, Brasilien oder Nigeria Anwendung, wo Benzin mittlerweile billiger ist als Wasser. Doch auch bei der Trinkwasserversorgungskrise im US-amerikanischen Flint geriet Nestlé in die Kritik. Wie die Dokumentarfilme „Abgefüllt“ und „Bottled Life – Nestlés Geschäfte mit dem Wasser“ zeigen, agiert Nestlé als Profiteur von Armut und Trinkwasserknappheit mit gewissenloser Gier oder um es in den Worten der ehemaligen UNO-Chefberaterin in Wasserfragen Maude Barlow auszudrücken, verhält sich Nestlé wie „ein Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde“.
Das Geschäft mit dem „blauen Gold“, der absoluten Lebensgrundlage eines jeden Menschen, stellt angesichts der steigenden Weltbevölkerung ein immer einträglicher werdendes Geschäftsfeld für Großkonzerne wie Nestlé dar, bei dem durch das kostengünstige Abpumpen von Grundwasser und der anschließende Weiterverkauf mit großen Margen, exorbitante Milliardengewinne erzielt werden können. Nestlé tut dies auf Kosten der 30% der Menschheit die unter Wasserknappheit leiden und kann in den Gebieten mit besonders schlechter Trinkwasserversorgung und verunreinigtem Wasser, eine Problematik die Krankheiten verursacht an denen weltweit 4.000 Kinder jeden Tag sterben, von besonders hohen Einnahmen profitieren. Die Qualität des Trinkwassers und dessen Verfügbarkeit dürfte global gesehen durch Klimawandel, Verunreinigung mit Plastikmüll und das Leerpumpen von Quellen auch in Zukunft weiter abnehmen und so eine sichere Einnahmequelle für Nestlé schaffen.  Wir müssen uns daher die Frage stellen, ob wir diese immer knapper werdende und so kostbare Ressource einem skrupellosen Großkonzern wie Nestlé anvertrauen wollen und die Privatisierung sowie der damit einhergehende Handel mit Wasser als Gut wie jedes andere, der richtige Weg ist, den Durst der Welt zu stillen.

Über Andreas Dost

Andreas ist Redakteur und Korrektor bei E4SY. Er ist derzeit 17 Jahre alt und Schüler. Seine Hobbys sind Mountainbiking, Bergsport, Gaming und Fremdsprachen.

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